Orchideen in Baden-Württemberg
Corallorhiza trifida Châtel.
Korallenwurz
Synonyme: Corallorhiza innata, Corallorhiza intacta, Corallorhiza ericetorum
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Merkmale
Rhizomgeophyt mit korallenartig verzweigter Grundachse ohne Wurzeln; aus dem verzweigten Rhizom entwickeln sich im Herbst die häufig büschelartig wachsenden Blütensprosse des nächsten Jahres, die unterirdisch überwintern. Im Frühjahr treiben die schlanken, 6 – 18 cm hohen Stängel, die am Grunde mit 1 - 2-häutigen Scheidenblättern von 1,7 – 5 cm Länge besetzt sind. Eigentliche Laubblätter fehlen, so dass diese Art auf symbiotische Lebensweise mit Pilzen angewiesen ist. Die kahlen Stängel zeigen entweder etwas Chlorophyll oder sind braunrot gefärbt.
Der Blütenstand ist bis 6 cm lang und trägt 2 – 11 kleine Blüten, die in lockerer Ähre angeordnet sind. Die Tragblätter sind kurz und erreichen nur ¼ der Länge des Fruchtknotens. Dieser ist nicht gedreht und wird 5 – 7 mm lang. Die seitlichen Sepalen sind hellgrün, zur stumpfen Spitze hin mehr oder weniger dunkelrotbraun, 4 – 6 mm lang und nur 1 – 1,5 mm breit. Das mittlere Sepal und die Petalen bilden einen Helm, der die Säule bedeckt. Der Helm ist meistens grünlichgelb, zuweilen auf der Oberseite bräunlich gefärbt. Die Lippe ist weiß und stumpf zungenförmig, in der oberen Hälfte rot gefleckt oder gestrichelt, 5 - 6 mm lang und 3 – 4 mm breit. Die Früchte sind walzenförmig, zwei bis zweieinhalbmal so lang wie breit, nach unten hängend, mit Blütenresten am unteren Ende.
Vegetations- und Blühzeiten
Der Austrieb erfolgt nach dem Ende des Winters. Die Blütezeit beginnt Mitte Mai und dauert je nach Höhenlage bis Mitte Juli. Die Fruchtreife beginnt ab August. Der Fruchtansatz liegt zwischen 70 % und 85% und ist durch Autogamie im fortgeschrittenen Blühzustand zu erklären.
Unterschiede
Anhand des unbeblätterten Stängels kaum zu verwechseln; die recht großen und gut entwickelten Fruchtkapseln sind auffällig.
Variabilität
Die Variabilität ist gering und beschränkt sich hauptsächlich auf die Färbung der Blüte. Diese weisen eine mehr oder weniger ausgeprägt Rotpunktierung auf. Auch die Sepalen können gepunktet sein.
Hybriden
Hybriden von Corallorhiza trifida sind nicht bekannt.
Wuchsorte
Corallorhiza trifida besiedelt feuchte und nährstoffarme Laub- und Nadelwälder sowie nährstoffarme Moore mit basischen oder auch mäßig sauren Böden.
Verbreitung
Es handelt sich um eine circumpolare Art mit zahlreichen Vorkommen in Europa von der borealen Stufe bis in die Mittelgebirge und die Alpen. Im Tiefland der norddeutschen Bundesländer und in vielen Mittelgebirgen ist sie inzwischen bis auf Reliktvorkommen ausgestorben. In den Mittelgebirgen Hessens, Thüringens sowie der südlichen Bundesländer auf basischen und mäßig sauren Böden kommt Corallorhiza trifida verbreitet vor. Sie fehlt aber in den Mittelgebirgen mit sauren Gesteinen fast völlig.
Gefährdung
Die Art ist durch Kahlschläge besonders gefährdet, da sie auf Luftfeuchtigkeit in den Wäldern angewiesen ist. Durch die Klimaerwärmung und Niederschlagsarmut in der Vegetationszeit ist sie in den Mittelgebirgen zunehmend bedroht. Darum ist auch in Baden-Württemberg mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.
Literaturhinweise
Der Text wurde überwiegend nach den folgenden Literaturangaben erstellt:
Baumann, H., Blatt, H. & H. Kretzschmar (2005): Corallorhiza trifida - In: Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg): Die Orchideen Deutschlands: 273 – 277.- Uhlstädt-Kirchhasel.
Baumann, H., Künkele, S. & R. Lorenz (2006): Die Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten: 20. - Stuttgart.
Text: Dietrich Bergfeld
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